GRUPPE ARAKNE MEDITERRANEA
Der Verein Arakne Mediterranea (Aracnidi=Spinnentiere) arbeitet seit über 15 Jahren im Salent mit der Universität Lecce zusammen und den örtlichen und regionalen Verwaltungen.
Er sets sich aus Künstlern, Studenten und Forschenden zusammen, die die Absicht haben, das zu verbreiten und zu erhalten, was im griechischen "dromena" genannt wird : die Aktivitäten, die Bräuche und die Kostüme, die Tänze, die Gesänge als Ausdruck eines Volkes.
Es gibt mindestens zwei grundsätzliche Wege für denjenigen, der die mündlich überlieferten traditionalen Gesänge, Rhythmen und Tänze zeigen will.
Einer davon ist:
Dem überlieferten Material ein neues Outfit zu geben, dabei die Genauigkeit der Tradition nicht berücksichtigend, aber dahingehend, wo die Intuition, die Kenntnisse verschiedener Ausdrucksformen und Stile und der persönliche Geschmack einen letzendlich hinführen können.
Der andere Weg ist:
Soweit wie möglich der volkstümlichen Tradition zu folgen gemäss dem menschlichen Gedächtnis, so wie sie überliefert und ausgedrückt wurde von vorangegangenen Generationen(unsern Grosseltern), wie einstmals als man sich noch spontan ausdrückte und dieser Art des Singens folgte, sich ins Gleichgewicht bringend, zu den verschiedensten Anlässen des Alltags :
Auf der Arbeit, auf den Feldern, bei Liebesbegegnungen, bei Festen.
Der Verein Arakne hat sich für den zweiten Weg entschieden, frisch aus der Erinnerung der Grossvater-Generation, die dasTamburello schlugen oder die einst Volkssänger und Volkstänzer in Galatina, Martignano, Ostuni, Lecce, Torrepaduli, Ortelle waren ,und die ihre Leidenschaft für die Pizzicata(Tarantella) und für die Volksgesänge, die ja authentischer Ausdruck einer "anderen Kultur" sind, direkt vermittelt und rübergebracht haben.
Mit der Aufführung "Attarantati gestern und heute" hat die Tanzgruppe an zahlreichen internationalen Festivals teilgenommen : in Cuba, Bagdad, Griechenland, Pechino, abgesehen von den zahlreichen Plätzen in ganz Italien.
(Attarantati ist ein Sammelbegriff für die drei verschiedenen Tarantella-Tanzrhythmen)
In"Attarantati gestern und heute" zeigt sich eine erste Auswahl an volkstümlichen Gesängen, volkstümlichen Arien, direkt aus der mündlichen, überlieferten Tradition geschöpft, am griechischen -saltinischen Dialekt zu erkennen, der in der Provinz Salento noch gesprochen wird.
Die verschiedenen Momente des Lebens in den Dörfern und ausserhalb auf dem Land des Salento werden deutlich ausgesprochen und herausgestellt von den Sängern und den Tänzern:
Das Wiegenlied für die ganz Kleinen, die Ständchen für die jungen Verliebten und die "Stornelli" für die kämpferische Herausforderung unter den Landsmännern, die Tarantella-Rhythmen, und die Pizzica-Rhythmen für die Augenblicke der Freude und des Feierns(Verlobung, Hochzeit etc...) und die Trauergesänge zum Geben des letzten Geleits.
Die jetzigen gesprochenen griechischen Dialekte unterscheiden sich von Dorf zu Dorf und verflechten sich mit Worten des salentinischen Dialektes, schaffen eine besondere Musikalität, die mit der antiken griechischen Sprache verglichen werden kann, die die Sänger heutzutage benutzen.
Das Phänomen der Tarantella-Tanzweisen ist present bis in unsere Zeit hinein, auch im griechischen Salent;
Rhythmen und Rituale enthaltend, die aus viel früherer Zeit stammen z.B; z.B. die Pizzica Rirollala, die sich in 2 Gruppen teilt:
Die eine jammernd und klagend in gleichmässigem Schritt und die andere Gruppe schnell und rhythmisch, um der Anforderung des
Tarantella-Rhythmus zu entsprechen, der von Schwermut bis zu seiner Befreiung mittels Musik durch den Tanz durchführt.
Der türkische und orientalische Einfluss charakterisiert verschiedene Gesänge, die die soziale Schichtung eines Gebietes zeigt wie eben das Salentinische.
Von einer besonderen Schönheit sind die jüngst erschienenen musikalischen Kompositionen von Franco Corliano aus Calimera "Klama" (Lied über die Auswanderung) und "Pedimmmu", die erste von beiden ist schon einigermassen verbreitet und sehr bekannt in Griechenland und mit meisterhafter Bravour von Imma Giannuzzi aus Martignano auf CD interpretiert.
In ihrem Dorf Martignano -zusammen mit "Arakne Mediterranea"- hat Imma Giannuzzi in den letzten Jahren viel Engagement und Initiative gezeigt, angefangen bei der Suche nach überlieferten griechischen Gesängen und deren volkstümliche Tradition bis hin zur Theaterwerkstatt für Jugendliche als Teil des Unterrichtes in der Schule und darüberhinaus hat sie Theater-Vorführungen vorbereitet, mit Tanz und Musik, mit dem Höhepunkt "Carneval im griechischen Salent" mit der originalen Nacharbeitung der Maske des Tambur (derjenige, der das Tamburello schlägt), die auch bei der Vorführung aufgesetzt wurde.
Tretarante
Heute überleben drei verschiedene Tanz-Formen der Tarantella (attarantate/attarantati):
1.Die Pizzica-Tarantella:
Der Tanz der von der Spinne Gebissenen.
Individueller und kollektiver Heilungstanz, der sich auf den uralten und überlieferten heilenden Rhythmus der Tarantella und auf die Pilgerschaft nach Galatina bezieht .Dieses Tanzes konnte man zum letzten Mal Zeuge gewesen sein am 29.Juni 1993 mit dem Tanz einer älteren ,von einer Spinne gebissenen Frau ( diese nennt man Tarantate), die ihr Tanz-Ritual über 26 Jahre dort in Galatina getanzt hat.
(nachzulesen im Buch Giorgio Di Lecce "Der Tanz der kleinen Tarantate",Rom,1994, in diesem Buch gibt es ein Interview mit ihr, der Maria aus Nardò und Giorgio Di Lecce)
In dem Buch "Bilder des Tarantismus" von Luigi Chiriatti und Maurizio Nocera
wird Maria aus Nardò auf Seite 32 erwähnt in den Aufzeichnungen des Ernesto De Martino aus dem Jahre 1959:
"14.Nardò:Maria, 29 Jahre alt, hat 9 Jahre getanzt. Sie war 20 Jahre als sie gebissen wurde"in der Nähe des Fensters mittags". Es handelt sich um Maria- heute im Jahre 2001 ist sie 71 Jahre alt-, die auch in den Filmen von Diego Carpitella und in denen von Gianfranco Mingozzi erscheint.
Im Buch "Der Tanz der kleinen Tarantate" ist sie interviewt worden auf den Seiten 242-244)"
Dieser Tanz wird schon seit dem Mittelalter beschrieben und sein Rhythmus und seine Melodien gehen von langsam bis lebhaft.
Die überlieferten Schriften und Noten vom Mittelalter bis heute beschreiben unendlich viele Tanz-Formen mit den unterschiedlichsten Hilfsmitteln wie Tücher,Schwerter,Bänder,Spiegel, Muscheln, Fächer.
Er wurde privat zu hause getanzt oder in der Kapelle in Galatina, aber immer weniger bis zum heutigen völligen Verschwinden.
2.Die Pizzica des Herzens ,der Freude
Diesen Tanz tanzt man vor allem anlässlich von Volksfesten, Hochzeiten,Tauf-Festen, Familienfesten aller Art. Ursprünglich war es ein Tanz für ein Pärchen in schnellem Tempo, wird heute von allen, gross und klein getanzt als Ausdruck der Freude, der Liebe, der Umwerbung und der Leidenschaft.
Er wurde auch in gegenüberstehender Reihe getanzt oder in Quadriglia.
3.Die Pizzica-des Fechtens (Messer-Tanz)
Dieser Tanz wird nachts getanzt zwischen dem 15. Und 16.August während des Festes für den Heiligen San Rocco in Torrepaduli bei Ruffano in der Provinz Lecce.
Es ist ein Tanz zu zweit unter Männern, früher tanzte man ihn mit wirklichen Messern in den Händen und zog die besten Tamburello-Spieler an, da der Tanz stundenlang andauerte, die ganze lange Nacht hindurch.
Heute sind die Messer durch die Finger ersetzt, Zeigefinger und Mittelfinger, die wie Waffen drohend wirken. Die Tanzbewegungen sind lebhaft und elegant.
Weiteres Begleitinstrument ist die Mundharmonika.
Die Bewegungen, die Gestik und Mimik, die Angriffe und Abwehrhaltungen entsprechen denen eines gewissen Ehrencodex und denen des Respekts.
Dieser Tanz regelte die Auseinandersetzungen und Schwierigkeiten der Hierarchie in der Welt der Zigeuner, der Pferde-Händler.
Informations recuillies auprés de Giorgio Di Lecce